Ökumene
An der Ökumene führt kein Weg vorbei, ist die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz überzeugt. Die Zukunft der Kirchen liegt laut der Generalsekretärin Beate Gilles in der Ökumene: „Um zukunftsfähig zu sein, um der nächsten Generation willen, ist es wichtig, dass wir uns zusammentun", sagte sie beim Festakt zum 75-jährigen Bestehen der Evangelischen Akademie Sachsen. Um die vielfältigen kirchlichen Angebote für möglichst viele Menschen in allen Lebenslagen aufrechtzuerhalten, sei eine ökumenische Perspektive unumgänglich. Stephan Schaede, der Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland, betonte: „Wir betreiben keine Notstands-Ökumene, sondern wir sind ökumenisch aus innerem Antrieb. Ökumene ist eine Verpflichtung für jeden. […Aber] wir müssen ehrlich über das diskutieren, was uns eint und was uns trennt.“ Eine „Schummel-Ökumene" sei nicht hilfreich. Der sächsische evangelische Landesbischof Tobias Bilz würdigte die Evangelische Akademie als „Ort der Menschenliebe", jeder sei willkommen, egal ob gläubig oder nicht. Er freue sich außerordentlich auf den Ausbau der Kooperation mit der katholischen Akademie. Die Evangelische Akademie Sachsen und die Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen prüfen derzeit die Gründung einer gemeinsamen Akademie. Es wäre die erste ökumenische Akademie in Deutschland, getragen von einer evangelischen Landeskirche und einem römisch-katholischen Bistum. (domraio.de v. 1. 11.)
Anlässlich des Jahrestags der Pogromnacht haben evangelische und römisch-katholische Kirchen in Köln zu einem Gedenkmarsch aufgerufen. Der Gang soll am 7. November vom Jüdischen Museum zur Synagoge an der Roonstraße führen, wie der Evangelische Kirchenverband in Köln mitteilte. Unterstützt werde der Schweigegang neben den Kirchen, vom Rat der Religionen, muslimischen Verbänden, gesellschaftlichen Organisationen sowie Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft. Der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln, Bernhard Seiger erklärte: „Unsere Kirchen stehen fest an der Seite der jüdischen Geschwister, teilen ihre Sorge und zeigen unsere Verbundenheit mit ihnen". (domradio.de v. 2. 11.)
Vor zehn Jahren, am 11. November 2014, wurde das erste orthodoxe Kloster in Österreich im burgenländischen St. Andrä/Zicksee offiziell begründet. Aus diesem Anlass war damals u. a. der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. ins Burgenland gekommen. Beim Festgottesdienst zum Martinifest in Eisenstadt wurde feierlich die Stiftungsurkunde für das neue Kloster in deutscher und griechischer Sprache verlesen. Die orthodoxe Mönchsgemeinschaft in St. Andrä besteht seit 2016. Der Grundstein zum Klosterneubau wurde im September 2020 gelegt. Mit dem Bau der Klosteranlage wurde bislang allerdings noch nicht begonnen. Mit dem Kloster sollte den orthodoxen Christen Pannoniens ein spiritueller Ort geschenkt werden, heißt es in der Urkunde. Das neue Kloster solle „einen Raum gelebter, von Nächstenliebe und Respekt getragener Ökumene zwischen orthodoxen und katholischen Christen" ermöglichen. Die Integration in die Ortsgemeinschaft ist inzwischen gut gelungen, nicht zuletzt auch ein Verdienst des 2015 gegründeten Vereins „Freunde des Klosters Maria Schutz in St. Andrä am Zicksee". Aktuell zählt die kleine Klostergemeinschaft inklusive Metropolit Arsenios, der das Amt des Abtes ausübt, sechs Personen. Im Oktober 2024 ist der erste Abt des Klosters, Paisios Jung, nach langer schwerer Krankheit verstorben. Er stand der orthodoxen Mönchsgemeinschaft von 2016 bis 2022 vor. (kap v. 4 11.)
Im internationalen Fachsymposion an der Universität Wien wird das Prinzip der Einheit in Vielfalt beim Konzil von Nicäa (325) diskutiert. Will man heute die Aktualität des Konzils von Nicäa (325) ermessen, so bedarf es des theologischen „Fährmannsdienstes der Übersetzung", hat der Wiener Dogmatiker Prof. Jan-Heiner Tück zum Auftakt des Symposions vom 6. - 9. November hingewiesen. Das Konzil und sein nizänisch-konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis sei von höchster ökumenischer Relevanz: Bis heute wird es von der römisch-katholischen, der evangelischen und der orthodoxen Christenheit geteilt, so Tück. Prof. Christoph Markschies, evangelischer Professor für Antikes Christentum und Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften meinte: Bei Nicäa sollte man sich von gewohnten Zuschreibungen und Urteilen möglichst frei machen: Erst wenn man sich etwa von einer allzu starren Fokussierung auf den trinitätstheologischen Streit („Arianischer Streit") löse, könne der Blick auch auf andere wichtige Themen des Konzils wie die Frage eines einheitlichen Ostertermins oder die Frage einer dem Konzil vorausgehenden theologischen Debatte über eine Standardisierung der Lehre frei werden. Markschies machte in seinem Vortrag widerstreitende Deuteperspektiven aus, die es zu überwinden gelte. Er persönlich favorisiere eine Lesart, die in Betracht zieht, dass es „schon vor dem Konzil eine Bemühung gab, neben einer legitimen Vielfalt von Positionen bestimmte einheitliche Standards von Lehre und Lebensordnung festzuhalten". Eine solche Sicht auf Nicäa würde der „Pluralität der Christentümer" entsprechen, die bereits im biblischen Zeugnis grundgelegt sei. Dabei müsse gleichwohl immer wieder daran erinnert werden, dass immer wieder „nach Konsens in der Vielfalt der Interpretationen gesucht" werden müsse. Dies entspreche schließlich auch dem protestantischen Prinzip der Einheit in Vielfalt. Zahlreiche weitere Theologinnen und Theologen der drei großen christlichen Kirchen diskutierten Themenbereiche wie z. B. die „Patristische Perspektive", die theologischen und historischen Hintergründe des Konzils, den Arianischen Streit, die „Judaisierung vs. Hellenisierung des Glaubens", die unterschiedlichen Rezeptionen des Konzils in den christlichen Konfessionen u. a. m. (kap v. 6. 11.)
Der Wiener orthodoxe Metropolit: Die Orthodoxie muss den Nationalismus überwinden: Zum Thema Synodalität in der Orthodoxen Kirche referierte der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) an der Ordenshochschule Heiligenkreuz. Synodalität sei nach orthodoxer Auffassung keine äußere Form der Verwaltung, sondern ein Wesenselement von Kirche. In der Diskussion nach dem Vortrag räumte der Metropolit laut der „Tagespost" Probleme in der heutigen Orthodoxie ein: „Eine Synode könnte gut funktionieren, wenn man auf Gott vertraut, aber die Politik und die Macht beiseitelässt. Die Orthodoxie sollte den Nationalismus überwinden und sich als eine Kirche verstehen, statt als Gemeinschaft von Kirchen", sagte er. Die Orthodoxie durchlebe derzeit ein Problem des 19. Jahrhunderts, nämlich „die Häresie des Nationalismus". Diese Häresie habe der Orthodoxie das Gemeinsame genommen und das Individuelle der Ortskirchen betont. Als Beispiel nannte er den Boykott des panorthodoxen Konzils von Kreta 2016 durch vier orthodoxe Kirchen. In seinem Vortrag führte der Metropolit aus, dass die Orthodoxie die Kirche als eucharistischen Organismus verstehe. Es sei der Bischof, der die Gemeinschaft mit den anderen Ortskirchen sicherstelle: Die Feier der Eucharistie in der Orthodoxie werde verstanden als die „Ikone der wahren Eucharistie, die nichts anderes ist als die künftige Ordnung. […] Das kommende Himmelreich Gottes ist der wahre Grund der Eucharistie. Die Liturgie der alten Kirche war stark eschatologisch geprägt.[…] Katholizität und Synodalität der Kirche bedingen sich wechselseitig". Der synodale Aufbau der Kirche finde seinen Ausdruck in den Konzilien der Kirche und in lokalen Synoden, die einberufen wurden, aber auch bei Wahlen und Weihen von Bischöfen. Synodalität habe mit einem gemeinsamen Weg zu tun, mit dem Hören auf das Evangelium. (vn u. kap v. 7. 11.)
Das Projekt „Praise9“ von Jugendlichen der Stadt Zürich wird mit dem „Oecumenica-Preis“ ausgezeichnet. Eine fünfköpfige Jury unter der Leitung von Pierre-Yves Maillard, Präsident der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen“ in der Schweiz, hatte sich mit den Projekten befasst, die sich um den diesjährigen Preis beworben hatten, wie sie in einer Medienmitteilung schreibt. Die Jury begründet ihre Wahl des Projektes „Praise9“ mit der monatlichen Regelmässigkeit der Feier, den Adressaten (Jugendliche nach Konfirmation und Firmung) und dem klaren Bezug zur Charta Oecumenica. Der Jugendarbeiter Nicolas Graf von der Evangelisch-reformierten Kirche dazu: Der Preis „ist uns zugleich Ansporn, weiterhin dranzubleiben, diese Einheit zu pflegen und bestenfalls durch den Einbezug weiterer Kirchen und Konfessionen zu erweitern. […] So dürfen wir jeweils einmal monatlich erleben, was es heisst, eins zu sein“. Die Grenzen der Konfessionen seien in der Feier des Glaubens nicht spürbar, heisst es in der Mitteilung. Die Jugendlichen verstehen sich als eine christliche Gemeinschaft, nie wird nach der kirchlichen Herkunft der Teilnehmenden gefragt. Dadurch, dass der Kreis 9 in der Stadt Zürich vielen Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religionen Heimat geworden ist, ist auch das Besucherfeld sehr bunt gemischt. Der Oecumenica-Preis wurde im Vorjahr zum ersten Mal verliehen. (kath.ch v. 7. 11.)
Die meisten anglikanischen Bischöfe anerkennen den Primat des Papstes. In einem Interview für die französische Wochenzeitung „La Vie" sagte Erzbischof Justin Welby, dass der Primat des Papstes heute ganz anders funktioniere als vor der Reformation. Bei Welbys gemeinsamer Reise mit Papst Franziskus in den Südsudan 2023 [zusammen mit einem weiteren anglikanischen Bischof] sei es klar gewesen, „dass Papst Franziskus der erste von uns dreien war. […] Aber es gab auch keinen Zweifel daran, dass wir zusammenarbeiten würden, nicht auf einer hierarchischen Basis, sondern mit ihm als dem Ersten unter Gleichen, dem Ältesten unter Gleichen", so Welby, der als Erzbischof von Canterbury Primas der weltweiten anglikanischen Gemeinschaft ist. Es sei der Wille Christi, dass die Christinnen und Christen eins sein sollen. „Einheit ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Einstimmigkeit: Die größte spirituelle Herausforderung besteht darin, einander in unserer Vielfalt zu lieben. Wir dürfen nicht glauben, dass unser eigenes Zeugnis das einzige ist, das zählt“. Im Juni hatte das vatikanische Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen mit dem Dokument „Der Bischof von Rom" Vorschläge für ein neues Verständnis des Papstamtes vorgestellt. Insbesondere die Bereitschaft, die auf dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869-1870) zum Dogma erhobene Lehre zur Stellung des Papstes neu zu interpretieren, stieß in der anglikanischen Kirche auf Zustimmung. (kna v. 9. 11.)
Lutheraner und Altkatholiken auf dem Weg zur Kirchengemeinschaft: Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) und das Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland steuern auf Gespräche über eine Erklärung zur Kirchengemeinschaft zu. Sie sehen keinen theologischen Grund mehr „die Getrenntheit ihrer Kirchen" aufrechtzuerhalten. Das sagte der Leitende Bischof der VELKD, Hannovers Landesbischof Ralf Meister, vor der in Würzburg tagenden Generalsynode der VELKD. Bereits seit 1985 besteht bereits zwischen den Kirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und den Alt-Katholiken die gastweise Einladung zu Abendmahl und Eucharistie. 2016 wurden die Konfirmation und die Firmung gegenseitig anerkannt. „Deshalb empfiehlt sie [=VELKD] den beteiligten Kirchen, Schritte zur Erklärung von Kirchengemeinschaft aufzunehmen." Dies werde durch ein über Jahrzehnte gewachsenes Vertrauensverhältnis getragen. Die altkatholischen Kirchen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts nach dem Ersten Vatikanischen Konzil. Anders als dort dürfen Priester heiraten; zudem sind seit 1994 auch Frauen zum Priesteramt zugelassen. In Deutschland gibt es rund 16.000 Altkatholiken in etwa 100 Gemeinden. (vn u. domradio.de v. 9. 11.)
Papst Franziskus würdigt den Dialog mit der Assyrischen Kirche des Ostens: Er empfing im Vatikan deren Primas, Katholikos-Patriarch Mar Awa III., sowie die Mitglieder der Gemeinsamen Kommission für den theologischen Dialog beider Kirchen. Diese Kommission habe wichtige Ergebnisse erzielt, lobte Franziskus. Der theologische Dialog sei auf dem Weg zur Einheit unverzichtbar. „Denn die Einheit, nach der wir uns sehnen, ist die Einheit im Glauben, vorausgesetzt, dass der Dialog der Wahrheit niemals vom Dialog der Nächstenliebe und dem Dialog des Lebens getrennt wird." Die Assyrische Kirche spaltete sich nach dem Konzil von Ephesus im Jahr 431 von der katholischen Kirche ab. Der theologische Dialog zwischen den beiden Kirchen begann offiziell 1984. In einer Erklärung bekräftigten Papst Johannes Paul II. und Katholikos-Patriarch Mar Dinkha IV. im Jahr 1994 gemeinsame Glaubensüberzeugungen. Als Zeichen der Verständigung kündigte Papst Franziskus bei dem Treffen an, Isaak von Ninive in das Verzeichnis aller Heiligen und Seligen der römisch-katholischen Kirche aufzunehmen. Er sei ein sehr verehrter „Vater“ der syro-orientalischen Tradition, der von allen Traditionen als Lehrer und Heiliger anerkannt werde, so Franziskus. Heute zählt die Assyrische Kirche des Ostens weltweit rund 400.000 Gläubige vor allem in Nahost (Iran, Irak, Syrien, Libanon) sowie Nordamerika, Australien und Indien. Der Sitz des Patriarchen befindet sich in der nordirakischen Stadt Erbil. (kap v. 9. 11.)
In Wien fand ein Ökumenisches Gipfeltreffen zum 30-Jahr-Jubiläum der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Christologie" statt. Zu dem Festakt begrüßte Kardinal Christoph Schönborn im erzbischöflichen Palais u. a. den assyrischen Patriarchen Mar Awa III. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Stiftung „Pro Oriente". Grußworte kamen auch von Pro-Oriente-Präsident Alfons Kloss, Kultusamt-Leiter Florian Welzig und dem armenischen Bischof und Vorsitzenden des Ökumenischen Rates in Österreich, Tiran Petrosyan. Zweifelsohne seien die Ereignisse vor 30 Jahren vom Heiligen Geist geleitet worden, zeigte sich Patriarch Mar Awa in seiner Festrede überzeugt. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren, bei dem die Assyrische Kirche mit Beobachtern vertreten war, hätten die Beziehungen zwischen der Assyrischen und römisch-katholischen Kirche an Fahrt aufgenommen. Durch die Erklärung von 1994 hätten sich dann neue ökumenische Perspektiven eröffnet, so der Patriarch. Der Salzburger Ostkirchenexperte Prof. Dietmar Winkler erläuterte in seinem Vortrag die vielfältigen politischen und theologischen Umstände, Konfrontationen bzw. auch Missverständnisse, die dazu führten, dass die Assyrische Kirche des Ostens ab dem 5. Jahrhundert von der Kirche ausgeschlossen wurde. Winkler sprach von „fatalen und ungerechten Perspektiven", wonach die Kirche des Ostens der Häresie bezichtigt wurde. „Die Beseitigung des christologischen Häresie-Vorwurfs auf der Grundlage gründlicher historisch-dogmatischer Forschung war dringend notwendig, um diese ehrwürdige Kirche wieder in das ökumenische Konzert einzubringen." Mit der „Gemeinsamen Christologische Erklärung" würden unterschiedliche Ausdrucksformen des Glaubens akzeptiert. Umstrittene Begriffe würden nicht als gegensätzlich betrachtet. Dies ermögliche einen „Pluralismus der liturgischen Riten, theologischen Begriffe und Ansätze". Der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan unterstrich in seinem verlesenen Grußwort, die Christologischen Erklärung sei ein Wendepunkt in der Ökumene. Damit sei es zwei kirchlichen Traditionen ermöglicht worden, einander näher zu kommen, Verständnis füreinander zu entwickeln und die Einheit zu suchen. „In einer Welt, in der oft Spaltung und Missverständnisse vorherrschen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir uns als gläubige Christen weiterhin für den Dialog und die Einheit einsetzen", so Petrosyan. Er ist Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, dem 17 unterschiedliche Kirchen angehören. Patriarch Awa III. war vor seiner Wahl zum Patriarchen langjähriges Mitglied des Forums Syriacum von Pro Oriente. (www.pro-oriente.at u. kap v. 12. 11.)
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