Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe. (Phil 4, 4.5)
Der dritte Adventsonntag steht unter dem Aufruf zur Freude und hat einen eigenen Namen, den er vom ersten Wort des Paulusbriefes an die Gemeinde in Philippi ableitet: Freut euch! was auf Lateinisch heißt: Gaudete! Der Grund dafür ist für Paulus klar und scheint ausreichend, um seine Einladung zur Freude sofort und ganz überzeugt anzunehmen: „Denn der Herr ist nahe.“ Es geht um die Erfüllung der Verheißung Gottes, die er durch seine Propheten geäußert hat, es geht also um die Erlösung, die durch die Menschwerdung Jesu Christi zur Vollendung gekommen ist.
Diese Erlösung ist eine Neuschaffung der Menschen. Sie betrifft und umarmt die ganze Welt und alle Geschöpfe. Deshalb wundert es nicht, dass jedes Geschöpf zu dieser Freude eingeladen wird und an ihr teilhat. Mit fast derselben Aufforderung wie der Paulusbrief und sogar noch begeisterter lauten die Worte des Propheten Zefanja: „Juble, Tochter Zion! Jauchze Israel! Frohlocke, Tochter Jerusalem!“ (Zef 3, 14.) und Jesaja stellt dazu passend eine erfreuliche Vision dar:
„Jubeln werden die Wüste und das trockene Land,
jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie.
Sie wird prächtig blühen
und sie wird jauchzen, ja jauchzen und frohlocken.
Die Herrlichkeit des Líbanon wurde ihr gegeben,
die Pracht des Karmel und der Ebene Scharón.
Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen,
die Pracht unseres Gottes.“ (Jes 35, 1-2.)
Der Sonntag Gaudete stellt in der Mittelpunkt die Freude über das Kommen Gottes, über die Verwirklichung seiner Verheißungen, die die Wirklichkeit seines Reichs betreffen. Wie es aber in der Zeit der Propheten und des Hl. Paulus war, so ist es auch jetzt: In unserer Zeit und in verschiedenen Situationen in der Welt und in unserem persönlichen Leben gibt es oft wenig Anlass zu dieser Freude. Deshalb – und vielleicht trotzdem – wiederholt Paulus seinen Aufruf: „Noch einmal sage ich euch: Freut euch!“ Die Angst und die vielfältigen Sorgen dürfen diese Freude nicht überwältigen und auslöschen. Es ist eine Freude, die auf ewig bleibt. Sie braucht Menschen, die sie zu den anderen tragen wie ein Adventlicht. Viele Mitmenschen, die ganze Welt braucht solche Freudenbringer. Nicht nur an diesem Sonntag und heute, sondern auch gestern und morgen spricht Jesaja zu uns:
„Stärkt die schlaffen Hände
und festigt die wankenden Knie!
Sagt den Verzagten: Seid stark,
fürchtet euch nicht!
Seht, euer Gott!“ (Jes 35, 3-4)
Als Frucht unseres Glaubens, unserer Hoffnung und unserer Liebe bringen wir den anderen die blühende Freude unserer Herzen! Ist das nicht eine der schönsten Aufgaben für uns als Getaufte?
08. 12 2022 Dechant Arkadiusz Zakrenta
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