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Ökumenepreis 2017

Aktualisiert: 6. Jan. 2023

02.06.2017 (Arge-Ökumene)

Evangelische und Katholische Kirche vergaben Ökumenepreis

„Vernetzte Ökumene Wien West“ für christlich-jüdischen Dialog ausgezeichnet


Salzburg (epdÖ) – Erstmals haben die Evangelischen Kirchen und die Katholische Kirche einen Ökumene-Preis vergeben. Der Preis ging an die Initiative „Vernetzte Ökumene Wien West“, die sich u.a. um den christlich-jüdischen Dialog bemüht. Beim ausgezeichneten Siegerprojekt handelt es sich um einen Leitfaden für eine gemeinsame christlich-jüdische Gedenkstunde bzw. Einstimmung auf den „Tag des Judentums“, der jedes Jahr am 17. Jänner begangen wird. Hinter dem Ökumene-Preis stehen die Österreichische Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche A.B., die Evangelische Kirche H.B. und die Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich.


Im Rahmen eines Festakts an der Universität Salzburg überreichten am Donnerstagnachmittag, 1 Juni, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und der römisch-katholische Bischof Manfred Scheuer den Preis an die Leiterin der „Vernetzten Ökumene“, Elisabeth Lutter, und ihr Team. Der Jury gehörten die Leiterin der Religionsabteilung im ORF-Hörfunk, Doris Appel, der evangelische Pfarrer Michael Simmer und die katholische Pastoraltheologin Regina Polak an.



Der Preis werde für ein „gelungenes Beispiel gelebter Ökumene“ verliehen, das „innovativ, aktuell und modellartig verwendbar“ sei, erklärte Bischof Bünker. Auf den Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum wies Bischof Scheuer hin. Nach den Verletzungen und wechselseitigen Abwertungen der Vergangenheit gehe es heute für die Kirchen darum, „gemeinsam Zeugnis für das Evangelium abzulegen und einen Beitrag für das Zusammenleben der Menschen zu leisten“.

Polak würdigte in ihrer Laudatio das innovative Projekt. Der Leitfaden diene zur Förderung von Frieden und geistlicher Ökumene, besonders durch das Gespräch und die Vertrauensbildung zwischen Christen und Juden; nach der Katastrophe der Shoa eine bleibende Aufgabe für die christlichen Kirchen.



Ökumene bedeute neben dem Ringen um Wiederherstellung der getrennten Kirchen immer auch „Heilung, Versöhnung und Wiederherstellung verletzter Einheit“, so Polak. Zu dieser verletzten Einheit der einen Kirche Jesu Christi gehöre aus christlicher Sicht von Anbeginn an – „und tragischerweise auch“ – die gewaltbehaftete Trennung bzw. Abspaltung vom Judentum.


Konfessionsübergreifender Judenhass habe den geistigen Nährboden bereitet, auf dem das rassistische Gedankengut des Antisemitismus wachsen konnte, sagte die Theologin. Die Katastrophe der Ermordung von sechs Millionen Juden habe die christlichen Kirchen gezwungen, sich dieser Mitschuld zu stellen. Polak: „Heute wissen jene Katholiken und Evangelische, die sich seither im christlich-jüdischen Dialog engagieren, dass Christinnen und Christen ihren eigenen Glauben gar nicht verstehen können ohne Dialog mit dem Judentum in Geschichte und Gegenwart, und zwar so, wie es sich selbst versteht.“ Der christlich-jüdische Dialog sei „das grundlegende Thema für das Selbstverständnis als Christinnen und Christen“ und elementar für die Identität der Kirchen. Polak wies auf den zunehmenden Antisemitismus – „global und in vielerlei Gestalt“ – hin, „rechts wie links, demokratisch wie autoritär, muslimisch wie auch nach wie vor innerhalb der Kirchen“. In diesem Zusammenhang werde deutlich, „wie notwendig und aktuell ein solches Projekt wie der hier prämierte Leitfaden ist“.


Sichtlich erfreut über den Preis zeigte sich Elisabeth Lutter. Das Ökumene-Netzwerk sei inzwischen zu einem Freundeskreis zusammengewachsen. Mit dem Projekt wolle man nicht nur über das jüdische Vermächtnis, sondern mit jüdischen Menschen sprechen, um so „ein Stück Heilung und Vertrauensbildung“ zu leisten.


Ausgeschrieben wurde der Ökumene-Preis aus Anlass des Jubiläums „500 Jahre Reformation“. Mit dem Preis – eine Reise ins Heilige Land für zwei Personen – soll ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Einheit der Kirchen gesetzt werden, wie es in der Einladung zur Preisverleihung heißt. Den Festvortrag hielt der Münchner Soziologe Armin Nassehi. Er zeigte auf, dass sich moderne Gesellschaften in permanenter Reformation befinden. Während Religion weltgesellschaftlich wieder sichtbarer werde, stünden Kirchen vor der Herausforderung, ihre „Bindekraft“ wieder herzustellen.


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